«Mobilität bedeutet Unabhängigkeit und Selbstbestimmung»

    Laurent Wahli löst André Steiner als Geschäftsführer des Emil Frey Autocenters Safenwil ab. Wir haben mit beiden über die Gegenwart, Geschichte und Zukunft dieses wichtigen Arbeitgebers in der Region gesprochen.

    Wer kennt es nicht, das Autocenter in Safenwil? Fährt man von Bern nach Zürich oder umgekehrt, ist das Autocenter Schweiz der Emil Frey AG unübersehbar. Der Standort ist geschichtsträchtig, denn bereits 1951 erwarb Emil Frey ein Gebäude und mehrere Quadratmeter Land, um den zentralen schweizweiten Vertrieb von Austin-Automobilen neu zu organisieren. Heute, rund 72 Jahre später, präsentiert sich an der A1 ein führendes Unternehmen im Dienst der individuellen Mobilität der Schweiz. Das Autocenter Safenwil ist ein wichtiger Arbeitgeber und Ausbildner in der Region Aarau und Zofingen. Hier sind verschiedene bedeutende Zweige der Emil Frey AG angesiedelt. Neben der nationalen Fahrzeugvertriebs- und Teilelogistik sind dies auch der direkte Handel und Verkauf sowie umfassende Service- und Reparaturleistungen aller Emil-Frey-Marken.

    Die moderne Mobilität steht im Fokus aktueller politischer und gesellschaftlicher Diskussionen. Die Branche steckt mitten im Wandel und bereitet sich auf neue Antriebs- und Vertriebskonzepte der Zukunft vor. Die «Umwelt Zeitung» hat die Gelegenheit genutzt, Themen rund um die Mobilität in der Schweiz genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei spielt das Autocenter Safenwil eine bedeutende Rolle. Wir haben uns mit zwei entscheidenden Akteuren unterhalten: mit André Steiner, der das Autocenter Safenwil seit 2003 führt – und mit seinem Nachfolger Laurent Wahli, der am 1. Januar 2024 die operative Leitung übernehmen wird.

    Dr. Philipp Gut


    (Bild: zVg)

    Herr Steiner, Sie arbeiten schon seit 45 Jahren in der Automobilbranche. Wie hat sich die individuelle Mobilität in dieser Zeit verändert?
    Wenn ich die Autos aus meiner Anfangszeit mit einem Auto aus der Gegenwart vergleiche, ist nicht mehr viel gemeinsam. Die Autos sind sicherer, komfortabler, aber auch sehr viel umweltfreundlicher geworden. Dank der gelegten Technologieoffenheit der Hersteller haben wir heute wahre Wunderwerke in den Ausstellungsräumen und auf der Strasse.

    Safenwil ist in den letzten 20 Jahren zum führenden Mobilitätszentrum der Schweiz herangewachsen. Was waren die Erfolgsfaktoren dieser beeindruckenden Expansion?
    Einerseits steht da der unerschütterte Glaube an die individuelle Mobilität im Vordergrund, den unsere Inhaberfamilie hat. Diese starke Überzeugung überträgt sich auf die ganze Firma, und wir spüren es auch jeden Tag von neuem, dass die Menschen mobil sein wollen. Es ist unsere Aufgabe, den Kunden das Maximum punkto Technologie und Dienstleistung zu bieten. Es ist unser Antrieb, die Besten sein zu wollen.

    Wie stark sind Sie im Aargau verwurzelt?
    Wir durften in den letzten 72 Jahren mit und in der Region wachsen, womit sich eine grosse gegenseitige Identifikation ergibt. Zudem ist die Mehrheit unserer 800 Mitarbeiter in der Region zuhause. Wir leben und arbeiten mit der Region.

    Wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen: Wie sieht die Antriebstechnologie von morgen aus?
    Technologie offen zu bleiben, ist das Wichtigste, und dabei steht der Umweltgedanke im Vordergrund. Letztendlich wird sich für den Nutzer der individuellen Mobilität das Beste am Markt durchsetzen. Persönlich gebe ich dem Wasserstoff als Energieträger grosse Chancen, sich als die führende Antriebstechnologie durchsetzen zu können.

    Sie setzen sich stark für die Aus- und Weiterbildung junger Menschen ein. Wie erleben Sie als erfahrener Geschäftsführer die neuen Generationen?
    Damit die Geschichte weiter geschrieben wird, braucht es den Fokus auf die Zukunft. In den jungen Generationen steckt enorm viel Potenzial, und das war stets mein Antrieb, bei den jungen Menschen das Feuer der Leidenschaft zu entfachen für das, was sie im Leben tun oder noch tun werden. Die individuelle Mobilität bedeutet Unabhängigkeit und Selbstbestimmung – Werte, die auch in Zukunft zentral sein werden.

    Sie treten per Ende Jahr ab. Können Sie sich ein Leben ohne Arbeit überhaupt vorstellen?
    Die Mobilität der Menschen war mein Antrieb, vor zweihundert Jahren wären es vielleicht die Pferde gewesen. Insofern geht für mich ein bedeutender Abschnitt zu Ende, doch werde ich der Emil Frey AG in einem reduzierten Pensum weiterhin für Projekte und Aufgaben zur Verfügung stehen. Es freut mich, dass die Gruppe meine Erfahrung schätzt und diese mindestens noch eine gewisse Zeitlang nutzen möchte.


    (Bild: zVg)

    Herr Wahli, seit Anfang September arbeiten Sie intensiv mit André Steiner zusammen. Wie läuft die Vorbereitungsphase für den Stabswechsel?
    Es ist eine sehr spannende Zeit. Ein grosser Vorteil ist, dass André den Stabswechsel schon geplant und vorbereitet hat. So können wir sehr strukturiert den Übergabe-Prozess angehen und auch durchführen. Es ist mir sehr wichtig, das Autocenter Safenwil mit seinen vielseitigen 19 Marken, seinen Mitarbeitern sowie die internen Abläufe kennenzulernen und zu verstehen. Ein weiterer, ebenfalls sehr wichtiger Aspekt, sind die Beziehungen gegen aussen. Es liegt uns am Herzen, dass der bevorstehende Führungswechsel so reibungslos wie möglich erfolgt. Sei dies für unsere geschätzten Kunden, die wertvollen Mitarbeiter oder aber auch für unsere wichtigen Partner.

    Die Automobilindustrie steht im Zeichen des Wandels. Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen?
    Um mit der schnellen Entwicklung der Technologien Schritt zu halten, ist es von zentraler Bedeutung, dass wir unsere Mitarbeiter stetig intensiv aus- und weiterbilden. Moderne Fahrzeuge haben immer mehr elektronische Systeme, um Sicherheit und Komfort zu verbessern. Dies hat zur Folge, dass die Arbeit für unsere Mechaniker und Diagnostiker komplexer, aber auch spannender wird. Auch die an uns gestellten Erwartungen der Kundschaft ändern sich. Im ersten Schritt informiert sich der Kunde vorab im digitalen Raum des Internets und besucht uns anschliessend, um die ausgewählten Modelle im Showroom anzuschauen. Wir stellen fest, dass die Kunden weiterhin die persönliche Beratung wünschen und die Produkte persönlich sehen und spüren wollen.

    Sie haben das Stichwort «Digitalisierung» erwähnt. Wie muss man sich das beim Emil Frey und insbesondere beim Autocenter Safenwil konkret vorstellen?
    Da wir 19 Weltmarken vertreten, bedeutet das, dass wir auch mit vielen unterschiedlichen Systemen arbeiten müssen, was die Komplexität unseres Tagesgeschäfts erhöht. Genau hier spielt die Digitalisierung eine entscheidende Rolle. Sie erlaubt uns, unsere Kunden prompt, zuverlässig und fachgerecht zu bedienen. Vor mehreren Jahren hat die Emil Frey Gruppe die Firma Emil Frey Digital gegründet. Eigene Software-Entwickler kümmern sich intensiv darum, sämtlichen digitale Aspekten gerecht zu werden. Dies erlaubt den Emil-Frey-Betrieben einen direkten Austausch mit der Emil Frey Digital. So werden neue Systeme und Produkte entwickelt, welche unseren sowie auch den Bedürfnissen der Kunden entsprechen.

    Der Markt bietet so viele verschiedene Technologien wie noch nie. Was raten Sie den Kunden, damit sie die für sie passende Lösung finden?
    Die Technologien der Automobilindustrie haben sich während den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Allein schon, wenn wir die Leistung und den Verbrauch betrachten, ist dies beeindruckend. Schlussendlich muss der Kunde seine Kaufentscheidung nach seinen eigenen Bedürfnissen treffen. Es ist somit sicherlich ein Vorteil von uns, dass wir mit unserer breiten Modell-Palette für jeden Interessenten und Kunden die passende Mobilitätslösung anbieten können. Wir können durchwegs die neusten und besten Technologien bis zum Wasserstoff-angetriebenen Toyota Mirai anbieten.

    Viel diskutiert wird auch über die «autonome Mobilität».
    Die autonome Mobilität im Zusammenhang mit der neuen 5G-Technologie wird immer konkreter. Dabei fällt auch immer wieder der Begriff «Smart City». Diese Technologie sollte aber in einem ersten Schritt eher in urbanen Lebensräumen zum Einsatz kommen, wo die Mobilitätsdichte entsprechend hoch ist. Bei voller Funktionalität könnte sie es dann ermöglichen, dass es zu praktisch keinen Staus mehr kommt, der Verkehr flüssig rollt und somit noch umweltfreundlicher wird. Ein weiterer wichtiger Aspekt wird die Verbesserung der Sicherheit sein.

    Das Emil Frey Autocenter Safenwil ist eine Garage mit grosser Ausstrahlung in der Region. Wie gehen Sie diese neue Herausforderung an?
    Ich gehe meine neue Aufgabe mit viel Respekt an. Wir leben in einer Welt mit vielen Kennzahlen, welche für uns auch wichtig sind. Entscheidend ist und bleibt aber der Mensch! Es gibt zwei sehr interessante Briefe, welche unser Gründer Emil Frey verfasst hat. Der erste Brief richtet sich an «meine geehrte Kundschaft», in welchem er die Firmenwerte beschreibt. Zum Beispiel ist beschrieben, dass wir unsere Kunden stets prompt und fachmännisch bedienen möchten. Im zweiten Brief steht, wie wir mit den Mitarbeitern, aber auch untereinander umgehen sollten, um stets motiviert und mit Freude bei der Arbeit zu sein. Es ist faszinierend, wenn man bedenkt, dass die beiden Briefe vor so langer Zeit (1935 und 1955) geschrieben wurden, aber auch heute noch aktuell sind und die wichtigen Werte widerspiegeln.

    Zur Person:
    Laurent Wahli, beheimatet in der Region Zofingen/Oftringen, ist schon seit 2007 in der Emil Frey Gruppe tätig und hat dabei die verschiedensten Stationen gesehen und sich so einen grossen Erfahrungsschatz erarbeitet. Sein Lebenslauf in Stichworten:

    • Lehre als Automechaniker mit Berufsmatur
    • Studium als Automobil-Ingenieur
    • Technischer Instruktor bei Toyota AG
    • Produkt- und Pricing-Manager bei Lexus Schweiz
    • Weiterbildung: MBA
    • Leiter Organisation, Filialleitung Emil Frey AG
    • Emil Frey AG International
    • Leiter Netzwerkentwicklung, Filialleitung Emil Frey AG
    • Geschäftsführer bei Emil Frey Biel/Bienne während den letzten drei Jahre.
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