Ein «Energy Valley» für den Aargau

    Der Kanton Aargau gilt als Energiekanton. Das können wir noch verstärkt zur Positionierung und Standortförderung nutzen: Gründen wir ein «Energy Valley»!

    Bereits im kommenden Winter droht eine Strommangellage. Doch die Politik betreibt nur Symptom­bekämpfung, die Weichen wurden mit der untauglichen Energiestrategie 2050 falsch gestellt. Der schwierigen Lage lässt sich aber auch etwas Positives abgewinnen: Nutzen wir sie, um die Energiepolitik grundlegend zu überdenken und Neues zu lancieren. Der Staat kann nicht alles über Subventionen regeln, wie er das mit der Energiestrategie und dem neuen Klimagesetz tut. Es braucht eine bessere Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und der öffentlichen Hand. Weil der Bund schläft, sind nun auch die Kantone gefragt.

    Und wer wäre da nicht in einer besseren Ausgangslage als der Kanton Aargau? Er gilt als Energiekanton, ist Standort der Kernkraftwerke Beznau und Leibstadt sowie von Konzernen wie der Axpo. Damit – aber auch mit seinen Wasserkraftwerken – leistet der Aargau schon heute einen unverzichtbaren Beitrag zur Schweizer Energieversorgung.

    Bahnbrechende Forschung aus dem Aargau
    Doch nicht nur das: Oft geht vergessen, dass der Aargau auch ein Energieforschungskanton ist – mit dem Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen, dem High Tech Zentrum Aargau oder der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Windisch. Das PSI geniesst Weltruf – bahnbrechende Forschung aus dem Kanton Aargau.

    Diese hervorragende Ausgangslage sollten wir nutzen – und den Kanton Aargau in ein «Energy Valley» umwandeln! Das «Silicon Valley» in Kalifornien ist bekannt. Aber es gibt auch eine moderne Erfolgs­geschichte in der Schweiz: Der Kanton Zug hat mit dem «Crypto Valley» vorgemacht, wie viel eine innovative, wirtschafts- und forschungsfreundliche Standortpolitik bewirken kann.

    Der Kanton Aargau hat das Potenzial, sich zu einem nationalen und internationalen Zentrum für die Forschung und Produktion im Bereich Energie zu entwickeln. Um zu einem solchen «Energy Valley» zu werden, müssen wir den Hebel an verschiedenen Stellen ansetzen. Die bestehenden Innovationsfabriken sind das ideale Sprungbrett, um die Forschung noch stärker auf die Energie auszurichten. Mit einer Erweiterung der Ausbildungsplätze könnte auch dem Fachkräftemangel in der Energiebranche entgegengewirkt werden.

    Grundsatz der Technologie­neutralität
    Wichtig dabei ist der Grundsatz der Technologieneutralität. Das Kernkraftbauverbot muss aufgehoben werden. Am PSI werden zahlreiche Nuklearingenieure und -Ingenieurinnen ausgebildet – diese jungen Menschen bekämpfen die Klimaerwärmung mit ihrer Technologie an vorderster Front. Geben wir ihnen eine Chance und setzen wir auf die bewährten Stärken der Schweiz: auf Innovationskraft, Forschergeist und eine liberale Wirtschaftsordnung jenseits von Verboten und einschnürenden Steuern.
    Ein Aargauer «Energy Valley» könnte auch zum Labor für Pilotprojekte werden, etwa mit geothermischen Kraftwerken oder kleinen, dezentralen (Kern-)Kraftwerken.

    Um den Produktionsstandort Aargau im Energiebereich zu stärken, müssen wir auch neue Formen von Private Public Partnership erkunden. Private sollen vermehrt die Möglichkeit erhalten, in die öffentliche Energieinfrastruktur zu investieren, aber auch Forschungsprojekte beispielweise am PSI zu unterstützen. Das verbilligt die Kosten für den Steuerzahler und führt zu einem unternehmerischen Ansatz auch bei diesen Infrastrukturprojekten.

    Damit das «Energy Valley» zum Fliegen kommt, müssen wir ausserdem die Büro­kratie reduzieren. Der Gesetzgeber soll systematisch überprüfen, welche Regularien abzubauen sind, damit die Verfahren schneller und günstiger abgewickelt werden können. Zudem müssen steuerliche Anreize für Start-Ups und mit einer Senkung der Gewinnsteuer mehr Raum für Investitionen geschaffen werden.

    Es profitieren alle
    Festzuhalten bleibt: Ein Aargauer «Energy Valley» kommt der ganzen Volkswirtschaft zugute und stärkt unseren Wirtschaftsstandort. Nicht zu vergessen sind dabei die Start-ups. Sie sind der Schlüssel zur Innovation. Mit ihrer Ansiedlung würden Netzwerkeffekte geschaffen, was die Standortattraktivität insbesondere auch für kleine innovative Unternehmen weiter erhöht.

    Mit einem «Energy Valley Aargau» schlagen wir mehrere Fliegen auf einen Schlag: Wir leisten einen Beitrag zur Versorgungssicherheit, bekämpfen die Erderwärmung, verringern die Abhängigkeit vom Ausland, stärken Wissenschaft und Forschung sowie unsere Volkswirtschaft. Es bringt Wohlstand, Fortschritt und neue Steuereinnahmen. Davon profitieren alle.


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