E chli stinke muess es gar nöd!

    Wie Seen nachhaltig saniert werden können, zeigt das Pilotprojekt Bellacher Weiher im Kanton Solothurn. 

    (Bild: zVg) Ausgangslage 2004 – der überdüngte Bellacher Weiher.

    Viele Kleinseen und Weiher haben kaum mehr offene Wasserflächen; sie sind überdüngt, mit unansehnlichen Algenteppichen, ab und zu einem Fischsterben – die Kadaver stinken zum Himmel, Baden ist ungesund oder gar verboten. Und über kurz oder lang ist das Gewässer so verschlammt, dass nur noch eine teure Ausbaggerung bleibt.

    Die Klimaerwärmung bringt die Gewässer zusätzlich unter Druck. Immer höhere Wassertemperaturen führen zu noch mehr Algenwachstum. Auch toxische Blaualgen treten auf. Sie sind tödlich für Hunde, die vom Wasser trinken.

    Wie können die Bauern dazu gebracht werden, weniger Dünger auszubringen? Mit entsprechenden Gesetzen. Die sind aber bei den Bauern nicht beliebt, denn weniger Dünger gleich weniger Produktion, so die gängige Meinung. 

    Wie also dem Problem beikommen? Das Umweltbüro NUFERscience aus Zürich hat eine Lösung: Die Landwirte erhalten biologische (d.h. ungiftige) Kompostierungsmittel. Gratis, von den Seegemeinden bezahlt. Die Bauern geben diese Mittel einmal pro Woche in die Gülle, in den Mist, und spritzen sie zweimal jährlich direkt aufs Feld. Dadurch bleiben mehr pflanzenverfügbare Nährstoffe im Boden, statt dass sie in die Gewässer ausgewaschen werden. Der Bauer spart Geld, weil er weniger Dünger beschaffen muss. Und er tut so etwas für die Umwelt. Und er erfreut die Nachbarn: Durch die Kompostierung geht auch die Geruchsbelästigung auf den Betrieben zurück.

    Alle Bauern machten freiwillig mit
    Beim Pilotprojekt «Sanfte Sanierung Bellacher Weiher» (Kanton Solothurn) machten alle 18 Bauern im Einzugsgebiet des Weihers freiwillig mit. Jetzt ist der Weiher komplett saniert. Keine Algen mehr, kein Fischsterben, und die Gefahr der Verlandung ist gebannt.

    Zusammen mit einem Landwirt besuche ich die 18 Bauernhöfe einmal pro Jahr. Dabei werden die richtige Anwendung der Produkte besprochen und offene Fragen geklärt. Zudem kommen alle Landwirte einmal pro Jahr zu einer Informationsveranstaltung zusammen. Die anfängliche Skepsis ist gewichen, der persönliche Kontakt zwischen Experten und Bauern hat Vertrauen geschaffen: Letztes Jahr sind fast alle Beteiligten zusammen im Car nach Deutschland gefahren, um die Firma PLOCHER in Meersburg am Bodensee zu besichtigen. Inklusive den Gemeindepräsidenten von Bellach und Lommiswil. Und alle staunten über einen Schweinemastbetrieb im Schwarzwald, der dank den PLOCHER-Produkten schlicht und einfach nicht stinkt!

    Spezielle PLOCHER-Kompostierungsmittel funktionieren sogar unter Wasser. Im Bellacher Weiher verteilt Weiherbesitzer Thomas Stöckli alle paar Wochen eine Ladung davon mit dem Ruderboot über die gesamte Wasseroberfläche. Das biologische Steinmehl sinkt auf den Grund und löst dort den Kompostierungsvorgang der Schlammschicht aus. Dadurch wird die Rücklösung von Phosphor aus dem Schlamm gestoppt – Voraussetzung dafür, dass sich ein überdüngtes Gewässer erholen kann. Die Sanierung des Bellacher Weihers wurde von den beiden Fachhochschulen ZHAW Wädenswil und HAFL Zollikofen begleitet – finanziert durch den Alpiq-­Ökofonds.
    Das Haus- und landwirtschaftliche Bildungszentrum Wallierhof in Riedholz begleitet die Landwirte fachlich.

    Wirksam und günstig
    Weshalb wird ein so erfolgreiches, einfaches und nachhaltiges Verfahren nicht breiter eingesetzt? Ist es verdächtig, weil es so wenig kostet? Liegts an der Angst von Wissenschaftlern, die den Wirkmechanismus der Produkte (noch) nicht verstehen – Angst, an Reputation zu verlieren? Die Produkte wirken auf homöopathische Art und Weise: Die Information von Sauerstoff wird von der Firma PLOCHER auf ein Trägermaterial aufgebracht, zum Beispiel auf Steinmehl oder Melasse. Die Sauerstoffinformation setzt den natürlichen Kompostierungsprozess in Gang und hält ihn nachhaltig aufrecht. Einfacher geht es nicht. 

    Und günstiger auch nicht: Produkte und Begleitung kosten 25’000 Franken pro Jahr. Zum Vergleich: Die Ausbaggerung des Inkwiler Sees – halb im Kanton Bern, halb im Kanton Solothurn gelegen – hat 1,7 Millionen Franken gekostet.

    Adrian Nufer

    Zur Person: Adrian Nufer ist Umweltnaturwissenschaftler ETH und Gründer von NUFERscience. 

    www.nuferscience.ch

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